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Vorwort von Rupert Federsel
Im Prinzip bist auch du zu allem fähig,
was Menschen je gedacht und getan,
gesagt und auch gefühlt haben,
und auch zu dem,
was je einem Menschen angetan wurde.
Die Tragödie von Golgota findet ständig statt.
dir geschieht Unrecht wie Jesus,
du richtest wie Pilatus.
Du bist Wegschauer und Zuschauer,
du bist empört und du applaudierst.
Liebend und verzweifelt kannst du helfen oder spotten.
Du bist dieser Judas der Informant,
und auch der ratlose Petrus
und manchesmal bist du der Simon von Cyrene,
der nagelnde Gehorsame
und die weinende Frau.
Du bist wie Maria, der das Liebste weggerissen wurde.
Du stürzt und du stehst wieder auf.
Du bist gerührt und du berührst sein Gesicht,
du tötest und du tröstest,
du folterst und du hilfst,
du bist nackt und fein gekleidet.
Du fesselst andere und du kannst mit ihnen mitfühlen.
Du kreuzigst und du wirst aufs Kreuz gelegt.
Du selbst bist dieser Mensch.
Glaubend und hoffend richtet Gott dich
jenseits von alledem wieder auf. |
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Wenn die Masse tobt,
dann ist sie gefährlich,
auch wenn sie "Halleluja" schreit.
Erst schreit sie "Hosianna"
und dann: "ans Kreuz mit ihm".
Worte zählen nicht.
Die Masse ist die Unwahrheit,
das gefällt der Macht.
Pilatus applaudiert den Schreiern.
das Tyrannen Hände
sind nicht schmutzig -
und wenn schon -
dann wäscht er sie in Unschuld.
Und vor ihm steht der Sohn,
der Mensch,
der Menschensohn:
Fesseln an den Händen,
Dornen im Fleisch,
Schweigen im Gesicht.
"Du hättest keine Macht,
Provinzpolitiker,
wenn sie dir nicht von Rom
gegeben wäre.
Du Feigling!
Schau nicht weg,
schau mich an,
dann siehst du dich
so wie du wirklich bist."
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