Verschwunden und abgetaucht
In den Zu-kurz-gekommenen und Leidenden dieser Welt
hängt Jesus abermals am Kreuz. Die Jünger sind verschwunden.
Abgetaucht in unsere Kirchen, in unsere selbstgebastelten Gottesbilder. Verschwunden sind die Jünger, tief versteckt hinter repressiven Kirchengesetzen, verschwunden hinter Urteilen und Vorurteilen und so angenehmen Argumenten wie: "da kann man als Einzelner aber gar nichts dagegen tun". Verschwunden sind die Liebe Jesu und die erlösende Sprengkraft der Jünger, während das Kreuz, an dem die solidarische Liebe dieser Welt hängt, erneut unter uns aufgerichtet wird.
Da tauchen wir schon lieber ab in unsere Gebete und Andachten, anstatt uns im Sinne Jesu zu äußern oder gar zu handeln.
Kürzlich nahm ich an einer Priesterkonferenz teil, in der uns mitgeteilt wurde, dass in der Diözese Linz im Jahre 2001 nur mehr ein Weltpriester und 2002 keiner geweiht wurde. Man hat sich schließlich darauf geeinigt, vehement zum Heiligen Geist zu beten, auf dass er die Situation zu Gunsten des Priesternachwuchses verändern möge. Sonst nichts. Das nenne ich verschlafen, verraten, verschwunden und abgetaucht in den Vorsatz, zu beten.
